header svg

Von Wimmelbildern und Hafen-Containern: Cloud-Native für „Retros“ oder eben die etwas andere Sicht auf Cloud-Native

09.02.2023

Schön war die Zeit, in der im Büro das Festnetz klingelte, ein Faxgerät lautstark zum Besten gab, dass gerade ein ganz dringend erwartetes Dokument eintraf und der Gesetzgeber gefühlt schon Mitte des Jahres steuerliche Änderungen fürs kommende Jahr verabschiedete, die man sodann bis zum Jahreswechsel langsam aber dafür umso gründlicher in die Praxis umsetzen konnte. Zugegeben – ich bin der klassische Fall eines „Retros“ und sehne manchmal das gemütliche Büroleben der 90er – oder sollte ich sicherheitshalber besser doch in die 80er zurückgehen? – herbei. Aber, war früher wirklich alles besser als heute? Ich finde, das Dolomiti-Eis war´s und auch Twix® schmeckte irgendwie anders als es noch Raider® hieß, was vermutlich beides meiner kindlichen Logik damals geschuldet war, dass Süßigkeiten generell einen besseren Geschmack entfalten würden, wenn sie in größeren Mengen vertilgt werden. Das praktiziere ich heute nicht mehr so – meistens zumindest. Captain Future war mein Held – wenngleich mich die Standbilder schon im Kindesalter störten und ich mir schon damals als ernstzunehmende Konsumentin (und die war ich wahrlich!) eine bessere Technik der Zeichentrick-Darstellung erwartet hätte, da ging es ja schließlich auch um nichts Unwichtigeres als Fernsehen. Fernsehen und Zeichentrick fiel bei mir nicht unter den Begriff Technik, allein die Bezeichnung hätte vermutlich schon abschreckende Wirkung gehabt! Das hätte meine Mutter wissen müssen.

Aber ich verharre gerade in einer Art Retro-Perspektiven-Ekstase und sollte zu meinem eigentlichen Problem zurückkehren: Wir wissen mittlerweile, die Erde ist keine Scheibe, sie ist rund und dreht sich, und mit ihr die Welt der Technik. Das ist gut so. Das habe ich ohne fremde Hilfe akzeptiert - die Wartelisten der Psychotherapeuten sind seit der Corona-Pandemie ohnehin einfach zu lange...

Ich arbeite nun seit mehr als 8 Jahren in unserem IT-Unternehmen, nehme mich der rechtlichen Fragestellungen und dem Prozessmanagement an, also Compliance nennt man das heute, bin außerdem Ansprechpartnerin für HR-Themen und Payroll. Nun haben wir neben unserem IT-Dienstleistungsgeschäft ein neues und spannendes Projekt, das uns alle zeitlich sehr vereinnahmt – unsere Metal Stack Cloud. „Was ist das eigentlich“? Soll ich zum Projektstart noch im Vorjahr in einer E-Mail näher schildern. Ich möchte eine möglichst hoch professionelle Antwort geben und recherchiere ... das Handy klingelt, meine AirPods lassen sich über Bluetooth irgendwie heute so schlecht verbinden, auf Teams hat meine Kollegin eine dringende Frage zur Gehaltsabrechnung und gleichzeitig informiert mich der Reminder meines Terminkalenders, dass die nächste Telko in 15 Minuten startet. Gott sei Dank ruft heutzutage keiner mehr über das Festnetz an, denke ich mir, eine Reizüberflutung weniger. Da muss ich heute wohl meine hohe Erwartungshaltung an mich selbst etwas zurückschrauben und eine Antwort wählen, die da lauten könnte „da wird was ins Wölkchen geschoben, wie man das halt heute so macht – alles ohne On-Prem-Server, is´ doch klar!“. Immer öfter fliegen mir nun Begriffe wie „Cloud-Native, Kubernetes-Cluster, Containerisierung und Open Source-Software um die Ohren – ich merke, das Projekt nimmt Fahrt auf, ich muss dringend nochmal recherchieren...

In der Zwischenzeit haben wir bereits Januar 2023 und unsere Metal Stack Cloud geht dieses Jahr noch an den Start. Ich habe immer wieder mal diesbezüglich recherchiert – die besten Seiten dazu habe ich im Internet bereits sicherheitshalber als Favoriten gespeichert – man muss sie ja schnell wieder finden, wenn man nach dem Thema gefragt wird. Leider muss ich feststellen: die korrekte Widergabe von Details zu unserer Metal Stack Cloud lässt immer noch sehr zu wünschen übrig. Keine Entschuldigung, aber man muss wissen: Ich bin Perfektionistin.

Ich habe soeben in unserer Jahresauftaktveranstaltung im Januar den Vortrag zu Artificial Intelligence einigermaßen verdaut und hadere noch mit mir, ob diese Art der neuen Interaktion zwischen Mensch und Maschine als Fluch oder Segen für die Menschheit zu verstehen ist, da höre ich Markus sagen „Jeder bei x-cellent muss Cloud-Native, Kubernetes und unsere Metal Stack Cloud verstehen“. Hoffentlich fragt er mich jetzt nicht gleich, ich solle das Projekt bis ins Detail erklären, denke ich mir. Ich will ja auch keine hoch komplexen arbeits- oder lohnsteuerrechtlichen Fragestellungen von ihm geklärt haben, dazu bin ja ich da – eine Frechheit. Ich blicke zu meinen beiden Kolleginnen – beide nicht vom IT-Fach – und erkenne auch hier mit Erleichterung eine gewisse Anspannung und Unsicherheit. Da hat unser Kollege Stefan – „Tekkie“ durch und durch (das soll ein Kompliment sein!) eine tolle Idee – herrlich, muss ich immer wieder neidlos anerkennen, die IT-Kollegen sind doch so pragmatisch veranlagt...

Ich bin sehr oft in Hamburg. „Unter Containerisierung“ assoziiere ich in Bezug auf Cloud-Native „stell` ich mir metaphorisch immer die Container im Hamburger Hafen vor, da kann man was reinpacken und verstellbar sind sie auch“. Ich befünde mich bereits im fortgeschrittenen Stadium wird mir daraufhin bekundet. Ich bin stolz wie bolle, meine unermüdlichen Recherchen fruchten allmählich, obwohl ich das Gefühl nicht loswerde, dass mir meine gespielte Kompetenz irgendwie nicht so ganz abgenommen wird. Aber schön der Reihe nach. Mein „Wölkchen“ ist also die Cloud. Damit die Cloud von uns gehostet werden kann, haben wir sehr viele Server in einem externen Rechenzentrum verortet. Kund:innen können sich bei uns also über eine Plattform Ressourcen kaufen und ihre Anwendungen und Daten auf unseren Servern und somit im „Wölkchen“ speichern. Wir ersetzen das Rechenzentrum. „On-Prem-Feeling“ für die Kundschaft, obwohl es kein richtiges On-Prem ist. Verstanden. Wir sind also Cloud-Provider. Da fallen mir doch spontan ganz viele Vorteile für unsere Kunden ein! „Kennst Du noch diese tollen Kinderbücher, die man sich stundenlang ansehen kann und immer wieder noch was Neues entdeckt?“ fragt Stefan. Na klar, als echter „Retro“ kenn ich doch die guten alten Wimmelbilder! „Da kannst Du ganz viele, beliebige Sachen, die Du entdeckst in Deinen Container packen und den kannst Du an jeden belieben Hafen fahren“. Ich assoziiere: Die Bildchen aus meinem Wimmelbild sind die Microservices – also Anwendungen - , die ich in einen Container packen kann. Je nachdem, welche Funktionen der Container ausführen soll, müssen eben die richtigen Bildchen dafür ausgewählt werden. Der Container ist portabel. Super. Damit Applikationen oder Anwendungen cloudfähig sind, müssen sie erst für die Cloud-Umgebung konzipiert werden. Das machen wir. Nachdem sie erstellt wurden, müssen Container sodann auch verwaltet werden, das leuchtet irgendwie ebenfalls ein. Für die Container-Verwaltung setzen wir unsere Metal Stack Cloud-Software ein. Das ist eine Open-Source Software, die auf Kubernetes basiert und von uns weiterentwickelt wurde. Bedarfsgerecht und kundenindividuell wird diese Weiterentwicklung auch künftig stattfinden – all in one: Managed Kubernetes. Und weil wir das Thema so gut kennen, bieten wir den Kund:innen on top noch Schulungen oder Workshops an. Da hatte ich doch noch was von Kubernetes-Cluster gehört, was war das gleich nochmal? Abends recherchiere ich erneut und finde dazu auf einer bewährten Wissensplattform: „mehrere Nodes werden bei Kubernetes zu einem Cluster zusammengefasst“. Das hört sich nett an, finde ich, ist mir aber zu technisch und ich beschließe, das Kapitel nicht mehr weiter zu vertiefen. Es ist schon spät und ich gebe mich mit meiner Erkenntnis des Tages vorerst zufrieden: Wir bieten also Support für unsere Kund:innen, ihre Applikationen cloudfähig zu machen, den Umzug in die Cloud problemlos zu gestalten und vorzunehmen und übernehmen weiters die Funktion als Hoster mit allen Vorteilen für sie. Das hört sich doch sehr vielversprechend und zukunftsträchtig an, finde ich. Und ich merke: I´m part of it!

Im Laufe unseres Workshops stellen wir übrigens noch fest, dass sich das Spektrum der IT ganz problemlos und gut verständlich mit ganz vielen und mannigfachen anderen Analogien wie Einfamilienhäusern oder Wohnungen mit lauten Nachbarn – das sind die selbstständig verwaltbaren Cloud-Container, die sich durch „laute Nachbarn“ keinesfalls stören lassen - erklären lässt. So einfach kann IT sein.

In Gedanken greife ich nochmals meine Frage von vorhin auf: War früher wirklich alles besser als heute? Nein, war es natürlich nicht, aber vermeintlich komplexe Gegebenheiten von heute lassen sich oft humorvoller und dadurch nachhaltiger erklären, wenn man sie mit bekannten und lieb gewonnenen Metaphern aus der Vergangenheit verbinden kann. Früher hätte man dazu Eselsbrücken gesagt.

Und wenn ich auf Anfragen von Interessent:innen , was unsere Metal Stack Cloud eigentlich ist und kann, die richtige Antwort doch nicht mehr so schnell parat habe? Dann verkaufe ich eben einfach palettenweise Wimmelbilder, die ich in Container packe und verschicke.

footer svgfooter svg